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Warum das Open-Library-Konzept auch für Deutschland vielversprechend ist

Warum das Open-Library-Konzept auch für Deutschland vielversprechend ist

Autor: Ingo Tschepe, Leiter der Stadtbücherei Norderstedt

In Schweden und den Dänemark ist das Konzept der „Offenen Bibliothek“ bereits seit einigen Jahren verbreitet: Viele öffentliche Bibliotheken können unter bestimmten Umständen auch außerhalb der personalbesetzten Öffnungszeiten oder sogar rund um die Uhr genutzt werden. In Deutschland sind offene Bibliotheken bisher nicht häufig zu finden. Dabei bietet der Ansatz viele Möglichkeiten, die Bibliotheken gerade in Zeiten des Wandels von Ausleihstellen zu Begegnungsstätten voranbringen können. Die Bücherei Glashütte ist eine von vier Zweigstellen der Stadtbücherei Norderstedt und betreibt seit einiger Zeit eine offene Bücherei.

Warum eine offene Bücherei?

Der Ursprung zur Idee einer offenen Bücherei in Glashütte stammt vom Trend zur „Open Libary“ in Dänemark: Dort nutzen Kommunen das Konzept, um auch mit einem beschränkten Budget ihre kommunalen Bibliotheken und bibliothekarischen Dienstleistungen weiter bereitzustellen, Flexibilität sowie längere Öffnungszeiten zu bieten.

Herausforderungen bei der Umsetzung

Bei der Umsetzung des Projekts galt es zahlreiche Herausforderungen zu meistern. Ein sehr sensibler Punkt ist die Frage des Datenschutzes. Diese Hürde konnte die Bibliothek Norderstedt nehmen, indem klar geregelt wird, wann und wo gefilmt wird – beispielsweise gar nicht, wenn Personal anwesend ist, also nur zu Zeiten der offenen Bibliothek. Aber auch das Bibliothekscafé oder Wege zur Toilette sind ausgenommen. Zudem kann nur mit zusätzlicher Berechtigung ein Klarbild der Aufnahmen eingesehen werden. Diese Regelungen haben Personalrat und Datenschutzbeauftragter gemeinsam erarbeitet, um Mitarbeiter und Kunden zu schützen. Die Kameras selber verfügen über einen Bewegungssensor und reagieren entsprechend auf Besucher.

Eine weitere Hürde waren auch Bedenken der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: Würde eine offene Bibliothek nicht zum Personalabbau führen? Auch bei diesem Punkt konnte eine Lösung zwischen Bibliothekbetreibern und dem Personalrat gefunden werden. Beide Parteien vereinbarten, dass die personalbesetzten Öffnungszeiten nicht reduziert würden – so ist sichergestellt, dass die offene Bibliothek lediglich zusätzliche Zeiten schafft. Zu diesen wäre die Bibliothek ansonsten für die Nutzer geschlossen, die entsprechend profitieren.

Die Technik

Das technische Konzept der offenen Bibliothek ist relativ einfach, wenngleich die Umsetzung grundsätzliche technische Installationen (Kameras, Software-Lösungen, etc.) oder etwa neue Möbel erfordert. Möchte ein Kunde die Bibliothek betreten, prüft das LMS Bibdia (ein Produkt der BiBer GmbH/Axiell). über eine Schnittstelle zur Hardware den Ausweis: Ist der Besitzer berechtigt die offene Bibliothek zu betreten und wenn ja, ist sein Ausweis noch gültig? Sind die Bedingungen erfüllt, öffnen sich die Türen und der Besucher kann hinein. Grundlage für die offene Bibliothek ist natürlich eine technische Selfservice-Ausstattung: Rückgabe und Ausleihe müssen selbständig möglich sein. Sind die entsprechenden Vorrichtungen schon länger installiert, haben sich zudem die Nutzer bereits daran gewöhnt, ohne Personal zu leihen oder zurückzugeben.

Erfahrungen

Bisher haben wir nur positive Erfahrungen gemacht. Unordnung oder gar Zerstörung sind kein Thema. Abhängig von der kommenden Praxiserfahrung weiten wir das Konzept möglicherweise auf andere Zweigstellen aus.

Könnte das Konzept der offenen Bibliothek Thema für andere Städte, Kommunen und Länder sein? Auf jeden Fall. Hinzu kommt: Die Bibliotheken können sich nicht nur darauf stützen, Ausleihstation zu sein. Die Bibliotheken sind öffentlicher Raum und sollten den Bürgerinnen und Bürgern zur individuellen Nutzung zur Verfügung stehen.

Fazit

Das Beispiel der Zweigstelle Glashütte zeigt, dass alle Bedenken bei Datenschutz oder Personalabbau ausgeräumt werden können. Die bisherige Praxiserfahrung ist zudem vielversprechend und zufriedenstellend.

Zahlreichen Büchereien bietet sich daher mit dem Konzept der offenen Bibliothek die Chance, besser für die Bürgerinnen und Bürger verfügbar zu sein. Möglicherweise aus diesem Grund interessieren sich inzwischen auch andere Bibliotheken in Schleswig-Holstein für die offene Bibliothek.

Die kommunale Bibliothek so umfangreich zu nutzen wie möglich wird deren Rolle gerecht: Sie ist ein öffentlicher Raum und sollte allen zur Verfügung stehen. Natürlich ergeben sich für die Nutzer einer offenen Bibliothek Pflichten: Das öffentliche Gut muss gepflegt und rücksichtsvoll genutzt werden. Doch gerade in Zeiten des digitalen Wandels, in denen Bibliotheken etwa beim Buchverleih mit Onlinehändlern konkurrieren, sollten sie ihre Stärken so gut wie möglich ausspielen: Ein kostenloses Angebot an Medien, Räumlichkeiten und Treffpunkten sein.

Die offene Bibliothek ist auf diesem Weg ein nützliches Werkzeug.

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